
Ende Juni 2023 ist es soweit: Unsere Reise mit dem Großsegler „Artemis“ startet von Kiel aus in die „Dänische Südsee
Einchecken in Kiel
20 Uhr Check in – Ausweise abgeben ! Kabine wird zugeteilt (schon recht klein) und es gibt noch was zu Essen. Es ist der letzte Abend der Kieler Woche, wir haben tropische Hitze. Ein Spaziergang zur Nacht steht an und wir gehen noch einmal los. Es wird immer voller und voller und lauter, Sounds dröhnen aus allen möglichen Lautsprechern, die Spannung steigt, die Hitze bleibt – wir gehen von der Kiellinie zurück auf die Artemis und schauen das Feuerwerk von dort. Mit der ersten Detonation einer der Luftminen verstummen schlagartig Millionen von Möwen und anderen Vögeln, die vorher trotz der Bassbedröhnung noch aktiv waren.

Die erste Nacht in der heißen Kabine mit den Partygeräuschen rundum war recht unruhig , aber jetzt geht’s los.
Auslaufen und Lernen
Um 8 Uhr gibt es Frühstück, die Routiniers unter den Reisenden ergattern noch Räucherlachs auf dem Buffet, (immerhin hatten wir noch ’nen Hering und drei Garnelen gefangen) danach kommt erst mal noch ein LKW und liefert Proviant. Alle fassen mit an und es ist schnell gebunkert. Dann erklärt uns der Steuermann den Kurs für den ersten Tag, bis Mittag ist bestes Segelwetter vorhergesagt. Also auf nach Dänemark! Wir legen ab und während wir auslaufen erhalten wir noch eine Unterweisung in Sicherheit und Segelkunde.

Wetterwechsel
Gemäß der Wettervorhersage werden also die Segel gehisst ! Die Altlantis ist eine 3 Mast Bark und wir haben eine Reise zum Mitmachen gebucht also : Ran an die Seile ! Das geht für den Anfang ganz gut und für das bisschen Wind kommt die Göttin ganz gut in Fahrt. Der Tourist ist anlassgemäß leicht bekleidet, die erste Kopfbedeckung bereits im Taxi verloren, wehen die verbliebenen Strähnen im lauen Sommerwind – fantastisch ! Durchziehende Gewitter waren erst für den Nachmittag erwartet worden, doch konnte man bereits gegen 11 Uhr eine dunkle Wolke mit Regen darunter an Backbord ausmachen.

Bis zur ersten Windböe ging es dann sehr schnell. Das Kommando „Segel runter“ kommt und während sich der Mitsegelnde bemüht, am Tau hängend das Gleichgewicht zu finden kommt mit einem „Klatsch“ wie ein Wasserfall eiskaltes Wasser von Oben. Innerhalb von Millisekunden ist die Klamotte durchnässt bis auf die Unterhose. Der Gedanke an die neue Regenjacke in der Kabine kommt zwar, aber egal, zu spät. Die Segel sind gerade unten, hört es auf zu regnen. Der Diesel hatte schon wieder übernommen – manch Passagier sah noch den Kapitän von der Brücke die Treppe runter springen und wieder hoch mit fluchendem Spruch – kommt jetzt das Kommando: Kurs Eckernförde ! In Folge der Sturmböen hatte sich die Köchin verletzt, der (offene) Armbruch wurde an Bord versorgt und Ziel war, sie so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu bringen. Die Weiterfahrt natürlich ohne Segel, die Stimmung gedrückt -stand plötzlich die ganze weitere Reise auf dem Spiel. Als die Artemis in Eckernförde einlief, was bei den Touristen an Land durchaus zu einigem Aufsehen führte, wartete bereit das Taxi und unser Capitano ist mit der Verletzten ins Krankenhaus gefahren. Derweil war es deutlich abgekühlt, wir erkundeten Eckernförde (kannten wir noch nicht) und der Rest der Crew hat sich in der Küche um Nahrungszubereitung gekümmert. Die Schwierigkeit bestand nun darin, schnell einen Schiffskoch aufzutreiben, um hier weiterzukommen.

Eckernförde und Kurs Faborg
Unsere Köchin, eine junge Frau von zierlicher Statur kam in Begleitung ihres und unserem Kapitän mit eingegipstem Arm und traurig wegen dem Unfall zurück und alle waren erleichtert, als es hieß : Wir haben morgen einen Koch!
Am nächsten Morgen um acht hatten wir Frühstück und die Mama der Köchin war aus Holland angekommen, um die Tochter abzuholen. Der neue kam dann auch aus Hamburg an und konnte beginnen , sich einzuarbeiten. Wir hatten derweil Eckernförde kennengelernt und es hatte uns ganz gut gefallen.

Den Wetterwechsel hatten wir ja live erlebt, so ist es deutlich kühler und Wind ist reichlich, als wir in Eckernförde auslaufen. Völlig neues Feeling mit Jacke an Deck und dazu die unerwartet einsetzende Reggae-Musik aus der Kombüse mit gelegentlichen, taktgenauen Zwischenrufen unseres neuen Sterne-Kochs. Direkt aus der Bucht werden die Segel gehisst und bei strammem West-Nordwest geht es über den Belt in Richtung Dänemark. Da ist Bewegung drin ! Auch in der Küche – inzwischen Techno Beats – Hyper, Hyper !

6 Beaufort, in Böen 8

Decksklappen

Bei der Einfahrt in das Südfünische Inselmeer nimmt der Wind ab. Es wird gemütlich ! Der Himmel blau, eine liebliche Landschaft ist zu sehen, Inseln , Buchten, Meer – ne leichte 4- wir erreichen Faborg, für unseren Käptn eine Herausforderung, da der Hafenmeister die Artemis mit ihren 60 Metern ins innere Hafenbecken schickt – da darf er dann drehen und wieder raus, weil der Platz an der Mauer nicht ausreicht. Also draußen neben dem Fährhafen, Belle-Amie ist auch schon da. Trockene Bemerkung von der Brücke: „Manchmal haben die was gegen Holländer“. Wir entdecken Faborg und den Hafen mit Windjacke am Abend.


Faborg und Kurs Aerö
Ein kühler Abend und ein glasklar kühler Morgen in Faborg – wir haben direkt neben der Fähre übernachtet. Mittlerweile schläft sich’s ganz erholsam in der Kajüte, mit Ohrstöpseln. Den gestrigen Seetag haben alle gut überstanden, das gibt unserem Küchenwunder Gelegenheit zu einem Schlagzeugsolo auf den Töpfen bei der Zubereitung des Rühreis (Yeahhuu!). Das wird zur Verwunderung der motivierten Vielesser etwas später serviert , sehr zur Freude des wie üblich letzten in der Schlange. Nach dem Frühstück geht es gleich weiter, gleich nach dem Auslaufen werden die Segel gesetzt. Wunderbares Wetter und herrliche Sicht !


Der Wind wird weniger, einzelne Motivierte versuchen sich an der Kletterei in der Takelage der persönliche Eindruck ist, das wir sehr langsam sind. Durch die gleichmäßige Wellenbewegung wirkt die Fahrt fast null, aber die Segel haben eine Wölbung und mein Captain sagt, wir haben 6 Knoten. So gelangen wir dann in langsamer werdender Fahrt an die Küste von Aerö. Einsamer Strand, liebliche Landschaft. Das ist Dänemark , wie wir es lieben.

Der Wind flaut weiter ab, der Diesel muss wieder ran, damit wir Marstal nicht zu spät erreichen. Diese schöne Stadt ist unser heutiges Ziel. Früher Seehafen, Fischereihafen, Wirtschaftsfaktor – heute großer Yachthafen (mal wieder was zum Masten zählen) Wir legen an der Mole an, prominenter Platz und wieder Anziehungspunkt für Reisende (aber nicht so penetrant wie in Eckernförde).

Marstal
Marstal gefällt uns sehr gut. Yachthafen, schöne Kirche, Camping- und Badeort und das Museum. Am Nachmittag scheint die Sonne angenehm warm, es sind noch einige Geschäfte geöffnet. Es gibt sehr gutes, teures Eis

Viele Wassersportfreunde sind unterwegs.

Kleine Gassen, bunte Häuschen und überall Stockrosen.

Wir gehen noch bis in die Dämmerung bei Marstal am Strand spazieren um dann wie inzwischen üblich noch zwei Bier an Bord zu trinken. Heute begleitet von der einen oder anderen Arie des bekannten Spaghetti Tenors im Duett mit unserem Bord-Caruso, auch Elvis und der Mercury müssen dran glauben. Morgen um 11 Uhr soll es weiter gehen, leider schon wieder nach Kiel zurück. Aber vorher bleibt und noch Zeit fürs Schiffahrtsmuseum.

Im Schiffahrtsmuseum von Marstal findet man sehr viele Gemälde, Modelle und Utensilien, wie sie früher im alltäglichen Einsatz waren, nautische Instumente, original aufgebaute Kapitänskajüten früherer Handelsschiffe (die waren auch ganz schön eng) und vieles, vieles mehr. Besonders gefällt die Authentizität – alles ist mit viel Liebe zum Detail vom Förderverein zusammengestellt. Wir waren zwei Stunden drin, habe ein Souvenir gekauft und dann sind wir wieder zum Schiff, denn wir müssen zurück.
Zurück nach Holtenau

Ja, wer hatte das gedacht ! Gestern noch so klar und sonnig – heute Nebel. Man kann echt sagen, das wir an den paar Tagen fast jedes Wetter kennen gelernt haben (fehlte nur noch Schnee) Die Artemis ist mit Diesel aus Marstal ausgelaufen, auf dem Meer kam dann noch etwas Wind auf, der Nebel verzog sich und wir sind mit Segeln in die Kieler Bucht eingelaufen .

In Holtenau an der Mündung des Nord-Ostsee Kanals endete dann unser kurzer Törn – bei der Kneipe mit den tollen Fischbrötchen ! Die Kollegen haben uns sogleich mit einem Shanty begrüßt.

Ein Spaziergang in Holtenau, Abendessen und noch eine Übernachtung an Bord – das war es dann schon.

Am Morgen werden die Seesäcke geschultert – das Auto steht in der Nähe. Zurück nach Hause.
