Mit Massenveranstaltungen tue ich mich ja immer ein bisschen schwer, andererseits muss man manchmal ins Gedränge, wenn man bestimmte Sachen sehen will. So auch hier. Das Festival of Lights gibt es schon lange, bisher ist es beim „müßte man mal“ geblieben oder es war ausgefallen. Nun aber wirklich mal hin – Leichtes Gepäck gewählt (1-Bein Stativ, 2 Kameras mit Festbrennweite), BVG-Ticket und ab in die Mitte. Bereits die Ankunft war ein Erlebnis für den kleinen Stadtrandbewohner: Zum ersten Mal Unter den Linden ohne Baustelle (ehrlich gesagt auch ohne Linden). Weiß gar nicht, wann die hier fertig geworden sind. Ausgestiegen, über den Mittelstreifen in Richtung Schloß geschlendert – schöne Fassaden, sehr weitläufig, wenig Bäume. Hier und da ist noch ein Gerüst zu sehen, vor dem Schloß ist natürlich immer noch abgesperrt- da soll ja noch ein Denkmal hin (wozu eigentlich?). Sehr schönes Granitpflaster, einwandfrei eben verlegt. Es bleibt mir genug Zeit eine Position für die ersten Fotos zu suchen, ich entscheide mich für den Schinkelplatz, um in Richtung Dom zu fotografieren. Hier der Ausschnitt mit dem 20mm WW-Objektiv auf der A7:

Um 19 Uhr geht es dann los, der Himmel hat noch ein wenig Rest-Helligkeit. Leider hat es sich zum Abend bewölkt. Die Hoffnung auf klaren Himmel erfüllte sich nicht. Von hier aus gelingen die ersten Fotos vom Dom, ohne das man ins Getümmel muss. Es kommt das 50mm-Objektiv an der A68 zum Einsatz (hatten mir die Kinder mal zum Geburtstag geschenkt), dies ist für den Einsatz optimal, es ist lichtstark und die Brennweite sorgt für eine Darstellung ohne fallende Linien. Damit sind die Gebäude nicht verzerrt.



Die Projektionen lassen den Dom jeweils in anderem Licht erscheinen, dazu läuten die Glocken, vorher war noch eine musikalische Darbietung, jetzt wird es langsam voll. Auf geht´s in Richtung Spree:


Natürlich kann man von hier aus den Fernsehturm besser sehen , als wenn man davor steht.


Über die Spree geht es dann gegen den Strom größerer Menschenmassen zum Roten Rathaus. Der Berliner Regiermeister ist auch Schirmherr des Festivals in Berlin. Durch den Park am Rathaus kommt man zur Marienkirche, die ebenfalls schön angeleuchtet ist. Natürlich ein Fall für das Weitwinkel:


Ich habe natürlich nachgeschlagen : Die Marienkirche ist zuerst 1292 urkundlich erwähnt (nur mal so am Rande bemerkt). Natürlich schauen die meisten Leute hier in Richtung Fernsehturm. Also nach oben. Der bietet proportional natürlich weinig Projektionsfläche . Die Motive sind in diesem Fall sehr farbenfroh.


Da am Rathaus direkt ein U-Bahn Eingang ist, will ich mir den Weg zum Brandenburger Tor etwas leichter machen. also rein ins Gedränge, dafür muss man nicht das ganze Stück zurück laufen. Unter den Linden steige ich vorsichtshalber aus, so lässt sich der Weg zum Tor zwischen stehenden Autos mit und gegen den Strom von Fußgängern bewältigen. Kinder mit Rollern empfinde ich im Moment etwas unangemessen, aber die sehen das anders. Am Tor sind dann tolle Projektionen von verschiedenen Lichtkünstlern zu sehen, lohnt sich wirklich (Fotos mit 50mm, wie auch das Titelbild).


Das wars dann für den ersten Besuch. Genug gelaufen, genug gesehen. Zurück nach Rudow, noch was essen und Eindrücke berichten.
Am Wochenende darauf bin ich noch einmal aufgebrochen, weil es doch schade gewesen wäre, die Oberbaumbrücke beim Festival nicht gesehen zu haben. Nachdem bereits am Sonnabend bei Regen die Sockensaison eröffnet worden war, ist für den Sonntag Abend bei trockenem Wetter Jacke und Wollmütze(!) angesagt. Der Herbst ist da – lässt sich nicht mehr leugnen.
Die Oberbaumbrücke ist für mich ein herausragendes Symbol der deutschen Einheit. Hier war die Welt getrennt in Ost und West, die Brücke stand als Ruine über der Spree und war ein Mahnmal in der geteilten Stadt. Hier war Kreuzberg zu Ende und auf der Ostseite stand die Mauer. Nachdem die Grenze gefallen war, wurde die Brücke recht schnell repariert und wieder in Betrieb genommen. Sie ist eine wichtige Verbindung für den Verkehr und ohnehin ein Architektur-Leckerbissen, auch ohne Festival-Beleuchtung schon eine Sehenswürdigkeit. Der Bezirk heißt heute „Friedrichshain-Kreuzberg“ und zum Glück ist mit der East Side Gallery gleich nebenan ein weiteres Mahnmal zur deutschen Einheit erhalten worden, das Geschichte auch später noch erlebbar macht.

Ich mach mich mal auf den Weg nach Süden, um von dort eine möglichst frontale Sicht auf die beleuchtete Brücke zu haben. An der Bootsanlegestelle für Solarboote (der Ausflug heißt dann nicht mehr „Dampferfahrt“) ist eine exponierte Lage. Und spätestens hier, praktisch „auf “ der Spree, bei stetigem Wind bewährt sich die Wollmütze.

Am Ostufer der Spree hat sich relativ früh nach der Wende die Universal Music Ihre Niederlassung eingerichtet und von hier aus findet auch die Projektion zum Festival of Lights statt. An der Promenade stehen die Towers aus Traversen, verhüllt mit schwarzem Molton, es gibt Sitzgelegenheiten für Zuschauer. Ein Teil der Show steht unter dem Motto: 50 Jahre HipHop.

Hier gibt es dann auch die passende Musik zur Show. Am frühen Abend ist die Besucherzahl noch recht überschaubar, das wird sich sicher später ändern. Die Brücke wird farbenfroh und abwechslungsreich angestrahlt, der Besuch hat sich gelohnt.

