Meine Zeit

Eindrücke aus dem Leben nach der Erwerbsarbeit

Christiansö und die Erbseninseln (AErtholme)

Seit wir regelmäßig nach Bornholm fahren, wollten wir immer mal einen Ausflug auf die benachbarten Erbseninseln machen (die heißen vermutlich wegen ihrer Größe so). Das Problem ist: Für Hunde verboten. Unter anderem wegen einiger geschützter Pflanzen und Vögel darf unser kleiner Freund nicht mit. Bisher haben wir deshalb auf den Trip verzichtet. Diesmal habe ich allein den Ausflug gemacht, die bessere Hälfte blieb mit Hund im Wald von Dueodde. Die Tickets für die Überfahrt werden vorher online gekauft. Es gibt zwei Überfahrten am Vormittag. Frühstück heute also etwas früher und ich danach mit dem Bulli quer durch Bornholm. Das Parken am Hafen von Gudjem ist extrem teuer geworden, das wussten wir schon von der Fahrt nach Dondalen, als wir kurz in Gudjem gehalten hatten. Also suchte ich mir einen etwas abgelegenen Parkplatz am Straßenrand und ging runter zum Hafen zu Fuß. Frühzeitig angekommen (es stand schon eine ordentlich Schlange am Hafenbecken) , bin ich natürlich wie immer als einer der letzten an Bord des Schiffes – keine Chance auf einen Sitzplatz auf dem Sonnendeck ? Doch , ich klemmte mich neben einen breitbeinigen 1,90-Dänen auf die Kante einer Holzbank neben einen Mülleimer. Bei strahlendem Sonnenschein und wenig Wind ist der Geruch von Schiffsdiesel im Leerlauf besonders lecker. Als die MS Aertholme (gebaut auf einer Werft in Husum) ablegt , ist die Sicht auch nicht so hervorragend wie erwartet, der Mülleimer erfreut sich bester Beliebtheit, da die Touristen am Bordkiosk ordentlich Pappbecher und Dosen erstehen. Mittlerweile sitzen Zausels auf Hockern im Durchgang. Ich beschließe, dem Gedränge zu entfliehen und gehe in den Salon unter Deck – Gute Entscheidung. In 55 Minuten ist die Überfahrt getan und wir laufen in Christiansö ein.

Die Inseln Christiansö und Frederiksö liegen sehr dicht beieinander, eine Hängebrücke (Vorsicht-max 10 Personer) verbindet die beiden, dazwischen ist der kleine Hafen. Man sollte nicht glauben, wie schnell die Schiffsladung Touristen sich auf den Inseln verteilt und es wieder schön ruhig und beschaulich ist. Die absolute Mehrheit der Touristen ist übrigens dänisch, da sich Bornholm besonders bei Dänen großer Beliebtheit erfreut. Die Verbindungen sind gut (mehrmals täglich Flug Kopenhagen-Rönne 20 Min. und mit Bahn und Fähre über Ystad nach Rönne 2 Std ). Also auch hier überwiegend dänische Touristen, die sich für diesen Ausflug entschieden haben.

Turm Christiansö und Yachthafen

Festung

Wie wir ja von Hägar dem Schrecklichen wissen, haben die sich früher immer gegenseitig erobert und die Köppe eingehauen. Damit das nicht so einfach ist und weil man sich ständig gegen die Schweden, Engländer, die Hanse oder auch Piraten verteidigen musste, ließen die dänischen Könige (die meistens Christian oder Frederik hießen) gerne Festungen errichten – möglichst auf jeder tragfähigen Klamotte im Wasser. Vogelschutz hin oder her. So weit die Zusammenfassung der Geschichte. Die Inseln Chistiansö und Frederiksö sind also eine gemeinsame Festung und einige Zeugnisse vergangener Jahrhunderte lassen sich hier besichtigen. In den beiden Türmen sind Museen untergebracht, die ich dieses Mal nicht besucht habe.

Turm Frederiksö und Mauer

Der Besucher wird in eine andere Zeit versetzt, alles Original und schön restauriert.

Und wie das mit Festungen so ist, müssen die auch als Gefängnis herhalten, wenn gerade nicht die Schweden kommen. JJ Dampe wurde hier statt zum Tode zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er die Abschaffung der Monarchie und statt derer eine freiheitliche Verfassung für alle einforderte. Heute wird er als Freiheitskämpfer gewürdigt. Immerhin.

Idylle im Dorf

Wenn man so als neugieriger Tourist über die Wege stolpert, hat man manchmal das Gefühl, man läuft den Menschen hier direkt durch den Garten. Es gibt hier immerhin 93 Einwohner (2020), die haben sogar eine Grundschule (später müssen sie halt Boot fahren) Vor 200 Jahren lebten hier über 800 Menschen.

Kleine Gärten, Mauern und farbenfrohe Häuser

Polizei, Friedhof und Kirche

Flora und Fauna

Die Inseln sind Felsen im Meer. Die Topografie ist ganz ähnlich wie im Westen von Bornholm, die Steine sehen da genauso aus. Hier wie da siedeln sich Wasservögel an, haben ihre Brutplätze an geschützten Stellen. An den Felsen und in den Mauern gibt es immer wieder interessante Blüten. Das ist auf Bornholm genauso, hier hat man den Eindruck, ist es noch ursprünglicher. Je nach Jahreszeit sicherlich immer anders, aber auch im Spätsommer schön.

Man kann innerhalb der 3 Stunden, bis das Schiff zurückfährt, in aller Ruhe die Wege entlanggehen, die Mauern rundum anschauen (draufgehen ist meistens verboten), das Wetter genießen, manchmal auch Schiffe beobachten:

Der Zweimaster „Johannsmidt“ hatte während meines Besuchs die Inseln umsegelt und läuft zum Nachmittag ein.

Wem das dann zu langweilig ist, kann ja noch die Sonnenuhr beobachten

oder am Hafenkiosk ein Bier trinken. Derweil spielt dort ein Mann auf einer Bank Akkordeon (ich sag mal Shanties). Den Klang trägt der leichte Wind über den ganzen Yachthafen und dieser kriegt eine melancholische Stimmung während die Aertholme zur Abholung einläuft und die Menge Mensch sich ganz ohne zu drängeln an Bord verteilt.

Zurück in die Abendsonne nach Bornholm – als wir dort ankommen hat aufgezogener Hochnebel Gudjem in ein Grau getaucht. Der Weg vom Hafen zum Auto ist dann recht zäh in der Gangart, da die kleine Stadt Gudjem an der Steilküste ganz ordentliche Steigungen bietet. Das Auto steht dann wohlbehalten an der Nebenstraße und ich stelle fest, das ganz in der Nähe auch ein öffentlicher Parkplatz zur Verfügung steht. Insgesamt war das ein schöner Tagesausflug. Ich werde wohl eine Diashow machen.

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