Meine Zeit

Eindrücke aus dem Leben nach der Erwerbsarbeit

Bornholm 23

Wieder einmal Samstag früh fahren wir zur Fähre nach Sassnitz-Mukran. Das Wetter ist immer noch sommerlich und die Strecke wie gewohnt noch recht leer. Es sind vorwiegend Urlauber unterwegs, viele mit Fahrrädern am Auto. Die Fahrt ist ohne Hindernisse und so sind wir pünktlich vor der Fähre. Das Terminal sieht immer noch aus wie der DDR Kontrollpunkt (die Frage: „Ham Se Waffen, Munition oder andere anmeldeflichtje Waren?“ fällt mir jedes Mal wieder ein). Wir haben Glück, dürfen recht früh an Bord und bekommen einen Fensterplatz mit Tisch im Haustierbereich .

Die etwas über dreistündige Fahrt mit der „Hammershus“ führt bei schönem Wetter und platter Ostsee vorbei an den Kreidefelsen von Rügen und den Offshore Windparks „Arcona“ und „Wikinger“. Bauteile für die riesigen Windräder kann man jedes Mal auf dem Hafengelände von Mukran bewundern.

Wenn wir in Rönne von der Fähre herunterfahren über den Tysklandvej am Hafen entlang kurven, ist das sofort ein angenehmes „wieder hier“- Gefühl, wir brauchen auch keine Navigationskarte mehr.

Dueodde im Wald

Auch im Jahr 2023 zieht es uns wieder nach Dueodde, weil es das schönste Urlaubsgebiet für uns ist. Man wohnt im Wald und hat nur einen kurzen Spaziergang bis zu den Dünen und dem immer wieder herrlichen Naturstrand. Besonders schön ist, das die Ferienhäuser hier großzügig im Wald verteilt sind, man wohnt nicht so dicht beieinander und hat so einen schönen Natureindruck. Dieses Waldgebiet ist künstlich aufgeforstet worden, vorwiegend mit schnell wachsenden Kiefern, nachdem der ursprünglich vorhandene Mischwald in den vorigen Jahrhunderten zum Schiffsbau für die Dänische Flotte verbraucht wurde. Misch- und Urwald findet man noch in größerem Umfang im Innern der Insel, hier in Dueodde ist neben Waldwirtschaft überwiegend Ferienhausnutzung:

In diesem Jahr hatten wir wieder ein besonders schönes Ferienhaus gemietet.

Mit dem Auto kann man hier gut parken, kurzer Weg vom Kofferraum zur Küche:

Die Einrichtung ist für uns optimal. Die Terrasse ist Richtung Süden ausgerichtet, es kommt Licht von allen Seiten durch die vielen Fenster und die Türen, man hat zwei Eingänge zur Küche und am Gartenhaus.

Essplätze drinnen und draußen, die Küche zum Wohnbereich ausgerichtet, Licht von allen Seiten und durch ein Dachfenster. Die Möbel in diesem Haus sind praktisch und auch recht hochwertig, den Kaminofen haben wir nicht genutzt, es war noch warm genug. Recht pfiffig fanden wir die automatische Innenraumheizung: An der Südterrasse erzeugt ein PV-Modul bei Sonneneinstrahlung Strom für einen Ventilator, der erwärmte Luft aus einem thermischen Solarkollektor in den Raum zieht, Drehzahl per Poti einstellbar. Dieser Selbstbau macht zwar Geräusche, wenn man aber Nachmittags unterwegs ist, kann man für den Abend „vorwärmen“ (wenn die Sonne dann zu tief steht, geht der Ventilator aus). Durch den Wald, der in Richtung der Dünen immer mehr nach Fabelwald aussieht, gehen wir zum Strand.

Dueodde am Strand

Es muss kürzlich hier massiv geregnet haben, auf den Wegen ist noch „Waschbrettmuster“ vom ablaufenden Wasser zu sehen, der Sand und der Waldboden sind feucht, der kleine Bach am Bassebovej führt ordentlich Wasser:

wir stellen fest, das manche Bereich vom Strand abgespült worden sind, Richtung Südspitze kommen wir nicht mehr „trockenen Fusses“ an den Dünen vorbei.

Diesen Bereich kennen wir auch als mehrere Meter breiten Sandstrand, dafür baden jetzt diese lustigen Vögel hier.

Da die Kiefern und Birken hier im Sand stehen, werden bei Winterstürmen schon mal welche umgeworfen. Diese bleiben dann liegen, hier ist Natur – und kein Kommerz-Strand ! Das Meer macht dann Kleinholz oder es wächst was drauf.

Slusegards Moelle und der Knudepunkt

Ganz in der Nähe unseres Feriengebietes befindet sich eine alte Wassermühle, die in den letzten Jahren mehrfach restauriert wurde.

Es gibt inzwischen neue Reetdächer, die Mauern wurden neu vermörtelt und auch der Bach wurde umgeleitet, damit die Mühle nicht mehr überschwemmt wird.

Oberhalb der Moelle gibt es ein Plateau. Hier findet sich eine geografische Besonderheit, der Knotenpunkt des 55. Längen- und des 15.Breitengrads der Erde, hier durch die Platte markiert und eine Hinweistafel erklärt.

Von hier aus hat man eine schöne Aussicht auf das Baltische Meer:

Dondalen – Urwald und Wasserfall

Im Zentrum der Insel Bornholm befinden sich mehrere größere Waldgebiete, manche sind Nutzwälder, manche sind noch die ursprünglichen Mischwälder. Von der Mitte zum Norden hin ist die Landschaft von Hügeln und Felsen geprägt. Weil es kürzlich viel geregnet haben muss, fahren wir wieder einmal zum Wasserfall nach Dondalen. Hier wird der Wald renaturiert und man kann Jahrhunderte alte Bäume finden, inzwischen durch einen Waldlehrpfad gekennzeichnet. Manche der Arten gibt es sonst in Südamerika. Der Bach Kobbe a schlängelt sich durch sein Bett.

und bald sind wir auch schon da:

Hier ist er also – der größte Wasserfall von Bornholm (es gibt wirklich mehrere) und vielleicht auch von ganz Dänemark. In feuchter Klamm rauscht er vor sich hin, klares Wasser von glitschigem Moos umwachsen.

Spätsommer und Flaute

Anfang September beginnt für die Meteorologen der Herbst, in diesem Jahr sind wir Berlins letzter Hitzewelle (über 30° C) entkommen, auf Bornholm ist es aber auch noch spätsommerlich warm.

So findet man überall an den Stränden noch Badende, dänische und deutsche. Mal mehr, mal weniger – aber immer noch Betrieb. Das Wasser ist klar und der Sand weich

Gerade in Balka, wo sonst die Kite-Surfer üben, konnten diesmal noch kleine Kinder baden. Man muss als Tourist mit Hund immer wieder aufpassen, unser Freund kann nicht immer so rennen, wie er möchte

Wir sind es gewohnt, das von der Ostsee immer ein frischer Wind weht, das war diesmal über längere Zeit anders. Wir hatten Flaute. Kaum ein Geräusch im Wald, die Vögel sind still, die Bäume rauschen nicht, kaum Brandung vom Meer dafür immer noch sommerlich warm, man sucht sich so sein Plätzchen über Mittag:

Uncas legt sich ins Heidekraut, seine Menschen stellen Liegestuhl und Zubehör in den Schatten, um zu lesen oder etwas Musik zu hören (ich hatte wieder die Air Pods dabei, man ist nicht so isoliert wie mit den Noise Canceling Kopfhörern) Apple Music hat eine schöne Auswahl an klassischer Musik, die im Lossless-Format hörbar ist. Z.B. Sibelius passt ganz wunderbar zu der friedlichen Stille im spätsommerlichen Bornholmer Wald.

Der kleine Hafen von Balka liegt idyllisch in der Nachmittagssonne.

Das Gebiet zwischen Balka und Nexoe ist inzwischen Natur-Reservat , die Wasservögel wissen es zu schätzen:

Gerade wenn wenig oder kein Wind weht , ist mitten im Meer leicht mal mit ein bisschen Nebel zu rechnen.

Da ist es hier noch sonnig und da versinkt die Insel im Nebel – ob im Wald oder am Wasser ist das eine schöne Stimmung.

Hallo , hier ist Antonia Bay !

Ein Regentag

Auch in diesem Urlaub gibt es Regen, wenn auch nur 1 Tag. Bei der Gesamtwetterlage empfindet man das als Erlösung. Es hat über Nacht und am Vormittag ganz ordentlich geregnet. Wir haben das Wetter für eine kleinere Inselrundfahrt genutzt, den Töpfer besucht und sogar ein Feigenbäumchen gekauft. In Rönne haben wir diesmal eine „Markthalle“ mit Kaffeerösterei besucht , Museen hatten wir im Vorjahr ja reichlich.

Die Torvehall ist ein ehemaliger Schlachthof in einer Seitenstraße in Rönne, hier werden Spezialitäten angeboten. Alles Bio, nicht alles aus Dänemark , alles ziemlich teuer. Der Kaffee ist natürlich auch Bio und Fair gehandelt.

Immer wieder schön anzusehen ist die Glasmanufaktur „Baltic Glass“ mit ihren Exponaten:

Wenn man etwas früher kommt als wir dieses Mal, kann man die Glaskünstler bei der Arbeit bewundern.

Unterwegs haben wir bei einem Hof gehalten und ein Feigenbäumchen gekauft – mal sehen, was aus dir mal wird:

Erbseninseln

Der Tagesausflug zu den Nachbarinseln Christiansö und Frederiksö war so umfangreich, das ich einen Extra-Beitrag machen will.

Buch : Campino – Hope Street oder wie ich englischer Meister wurde

Rezept: Baltische Klopse

400g Kalbshack , 4 Sardellenfilets, 1 Ei , 1 Schalotte , 1/2 Glas Kapern , Creme fraiche, Zitronensaft, Gefro-Brühe Schalotten und 1 Tl Kapern klein hacken und mir dem Hack und dem Eiklar vermanschen. Salz, Pfeffer dran und Bällchen formen. Gefro-Brühe aufkochen und die Klopse darin ziehen lassen (nicht kochen). Wenn sie gar sind rausnehmen, Mehlschwitze machen, ein Teil der Brühe unterrühren, aufkochen. Hitze weg, Craime fraiche unterheben und mit Eigelb legieren. Mit Salz. Pfeffer und Zitronensaft abschmecken. Restliche Kapern und die Klopse reinlegen und noch kurz ziehen lassen. Dazu Bornholmer Kartoffen und rote Beete.

Rezept: Swinekoteletter

Die Bornholmer schneiden die Koteletts von den heimischen Schweinen schön dick (pro Rippe eine Scheibe) und es bleibt nur ein Stück vom Rippenknochen dran, keine Wirbel und keine Splitter. Das Kotelett ist dann etwa 2,5 bis 3cm dick. Pro Person 1 Kotelett – Salzen und Pfeffern, etwas Öl draufreiben und rauf auf den Grill ! Schön heiß angrillen, außen braun und innen saftig – immer wieder gut. Dafür lohnt es sich, den eigenen Grill mitzubringen. Dazu Bornholmer Kartoffeln gebraten, Salat oder Schmorgemüse.

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Thema von Anders Norén