Meine Zeit

Eindrücke aus dem Leben nach der Erwerbsarbeit

Alte Nationalgalerie Berlin

Die älteste Gemäldegalerie Berlins ist unser Ziel an diesem Sonntagsausflug mitten im Sommer. Die Ausstellung „Caspar David Friedrich – Unendliche Landschaften“ ist anlässlich des 250. Geburtstages des Künstlers nach Hamburg jetzt in Berlin zu sehen. Frühzeitig haben wir die Karten mit einer festen Zeit gebucht, um geordnet Eintritt zu erlangen. Das klappt wieder mal ganz gut. In nur 30 Minuten sind wir per U-Bahn von Britz auf der Museumsinsel und dort an der alten Nationalgalerie (vor dem Eingang wäre sogar noch ein Parkplatz gewesen) angekommen, die Schlange am Eingang können wir dank der Vorbestellung passieren. Und schon sind wir in dem prächtigen Foyer.

Es lohnt sich auch, sich kurz umzuschauen, bevor man die Ausstellungsräume betritt:

Auch im Foyer sind Skulpturen ausgestellt, die Sonderausstellung ist über zwei Etagen verteilt.

Der Audioguide kann über dem App-Store heruntergeladen werden, am regulären Ticketschalter in der Halle hängt ein QR-Code zum Scannen. Die Bildbeschreibungen sind insgesamt etwa 60 Minuten lang. So etwas ist immer nützlich, weil besondere Hinweise und Erklärungen zu den Bildern gemacht werden. Hat man Ear-Pods dabei , sind sie hier praktisch. Man erfährt eine Menge über den Künstler und seine Werke, z.B. das er sich als Maler zur Schöpfung eigener Landschaften berufen fühlte , das reine Abbilden von Motiven war ihm zu simpel. So ist wahrscheinlich keines seiner Motive in Natura zu finden gewesen. Der Blick in die Schlucht auf Rügen war nie wirklich existent, Caspar hat zwei Hänge kombiniert und die Szene in der Mitte dazu aus der Erinnerung gemalt (die Lady in red ist seine Braut)

Manche Bilder entstanden mehrfach, Zeichnungen und Skizzen belegen, das Kombinationen zum Handwerk gehörten

Die Eisschollen hat der Künstler an der zugefrorenen Elbe skizziert, das perspektivisch verschobene Schiffsheck nimmt den Surrealismus vorweg und die Kopfbedeckung der Herren wertet die Kunsthistorikerin als „klares politisches Statement“ gegen die Besetzung durch Napoleon – na Bitte.

Im zweiten Weltkrieg sind einige Bilder verloren gegangen, bzw. verbrannt. Manches konnte anhand von Fotografien rekonstruiert werden, teils von unbekannten Künstlern.

Caspar David Friedrich wird oft in seiner Melancholie beschrieben, bis hin zu depressiven Zügen. Manches wirkt aber auch optimistisch und von Weisheit berührt. Ich fand den Zyklus beeindruckend:

Sonnenuntergang am Meer – die Segelschiffe in verschiedenen Phasen der Reise – kleinere Segler brechen auf, die Bucht zu erkunden, die Großsegler kommen heim, die Segel werden eingeholt. Der alte Mann betrachtet das Spiel der Familie mit den Kindern, die ihre Reise noch vor sich haben.

Der Künster war sehr religiös, man findet oft christliche Motive innerhalb der Szenen, allerdings immer in realem Größenverhältnis, was eine eher weltliche Sicht der Dinge bezeugt. Diese Kathedrale hat mich wegen ihrer Symmetrie angesprochen, die nüchterne geometrische Figur wird durch die Erleuchtung in der Engelsszene und das Himmelsloch in eine mystische Dimension verschoben, ist allerdings auch symmetrisch wie ein Faltbildchen.

Die Ausstellung zeigt neben Skizzen und Zeichnungen auch Verschiedenes zur Maltechnik von Friedrich, das ging mir dann schon ein bischen weit für den Sonntagmittag, zumal man ja auch noch einen kleinen Abstecher in andere Galerieräume machen kann, die nichts mit der Sonderausstellung zu tun haben.

Klasse fand ich die letzte Station. Die Einstellung des Künstlers war ja, das er seine Landschaften nicht abbildete , sondern schuf. Am Schluß kann man die hinterleuchteten Fotomontagen von Hiroyuki Masuyama betrachten, der sich Motive von Caspar David Friedrich zur Fotomontage vornahm, diese nachbildet und damit wiederum eine eigene Kreation präsentiert.

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