„Alle Jahre wieder“ könnte man auch titeln. Wieder im Spätsommer haben wir uns auf die Reise nach Bornholm gemacht. Am Tag vor der Abreise wurde der Multivan vollgepackt mit Lebensmitteln, Bier, Wein und dem neuen Weber -Tischgrill, den ich zum Geburtstag bekommen hatte. Regenjacke und Pulli habe ich dabei vergessen, da es in Berlin vorher immer sauheiß und trocken war (ich konnte mir Regen und kühles Wetter gar nicht mehr vorstellen). Die Abfahrt klappte pünktlich, wir sind eine Stunde quer durch Berlin und dann im Nordosten auf die Autobahn Richtung Prenzlau gefahren. Ein Tank-Stop auf Rügen (mit Wochenend-Zuschlag) war noch drin und wir waren rechtzeitig (etwa 30 Minuten vor dem Check-in Schluss) am Terminal in Saßnitz-Mukran. Dort heißt es dann erst mal warten.

Die Schlangen endeten hinten bereits auf dem Zubringer zum Hafen, als ein PKW mit einem Angestellten (hätte jetzt fast Grenzer geschrieben) anrollte, der dann den Check-in unterstützte. Die Situation kennen wir: Der automatische Check-in funktioniert nicht und die Scanner-Automaten sind so angebracht, das man sie aus dem Auto nicht erreichen kann, die Fahrer-Tür sich aber auch nicht öffnen lässt. Muss man also zurücksetzen (wenn man noch kann), aussteigen, den Zettel da rumwedeln, das Display bedienen und so weiter… Aber es kam ja der nette Mensch mit der Sicherheitsweste und nahm mir den Zettel ab. Auf dem Kassenbon, den der Automat ausspuckt stand dann Spur 3 – der Kollege sagte : „nehmen Sie bitte Spur 4“ – und wir fuhren weiter (während die rechte Autoschlange nicht kürzer wurde) an Spur 3 vorbei auf den Sammelplatz vor der Fähre. Als wir unten waren, wurde die Fähre schon wieder beladen. So hatten wir wieder Glück und haben im Hundeabteil auf dem Schiff einen Fensterplatz bekommen.
In Rönne angekommen, gab es erst mal eine Umleitung wegen Baustellen, aber man kennt sich ja aus und wir waren schnell auf dem Weg nach Dueodde in unser Ferienhausgebiet. Im Radio DR5 eingestellt (das ist das „Easy listening“ – Programm, früher Jazz) und locker mit 80 km/h über die Insel. Das Ferienhäuschen im Egernvej 2 wartete auf uns und wir fanden alles im Top-Zustand vor.



Die Hütte ist vor ein paar Jahren renoviert worden (wir waren teilweise Zeugen) – und zwar sehr gut. Hochwertiges Material und gute Möbel sowie ordentliche Geräte (Panasonic – TV und Wärmepumpe, Siemens-Spüli und Induktionsherd) – sogar die Dusche ist groß genug. Auch ein Schuppen für Fahrrad und so weiter steht zu Verfügung. Ein guter Platz für unseren Urlaub. Am Sonntag war es dann recht warm und sonnig und wir haben uns erst mal wieder umgesehen. In Snogebaek war viel Betrieb – dänischer Sommersonntag. Wir sind ein bisschen herumgetrödelt.


Ausflüge
Da wir ja auch gerne mal wieder etwas neues entdecken, hatten wir uns entschieden eine kleine Bootsfahrt zu machen, um die Felsenküste bei den Helligdomsklippen vom Wasser aus zu bewundern. Das Boot hatten wir schon öfter fahren sehen und so wollten wir diesen Ausflug einmal machen. Man kann das über die Webseite buchen und mit Kreditkarte an Bord bezahlen. Also haben wir reserviert und wollten am Dienstag nach dem Frühstück dorthin fahren. Wir waren schon unterwegs uns etwa bei Pedersker auf der Strasse, als der Skipper anrief, um die Mittagstour wegen zu starken Seegangs abzusagen. Wir sollten bei Interesse einfach neu buchen. OK, Pech gehabt – machen wir eben was anderes. Da wir schon auf dem Weg waren, entschieden wir uns für einen Wanderausflug zum Ekkodalen.


Der Parkplatz war schon voll, als wir kamen. Offenbar ist das Restaurant im Ekkodalen bei den Dänen sehr beliebt. Wir konnten das Auto noch abstellen (vorletzter Platz) und haben einen leichten bis mittelschweren Rundweg (gelber Pfad) gewählt. Der lässt das Tal von oben besichtigen – unten waren wir ja schon öfter.



Der Wanderweg führt oben über der Felsenwand entlang und durch den Wald bis zur Gamleborg (die älteste Stelle mit Resten einer Burg auf Bornholm) und von dort wieder runter zum Parkplatz. Wir mussten den Weg dann verlassen und einen Umweg suchen, da der gelbe Pfad so steil am Hang verlief , das wir dort nicht weiterkamen – schon gar nicht mit Hund. Wir hätten am Hang über runde Steine klettern müssen und dabei ohne Haltemöglichkeit Höhenunterschiede überwinden, die auch ein Umkehren für uns unmöglich gemacht hätten – man konnte auch nicht sehen, wie der Weg weitergeht. Insgeheim habe ich mir gedacht, ob hier ein paar Pfadfinder einen Streich gespielt haben und die gelben Punkte… Egal- wir haben einen Weg gefunden!


Strand
Natürlich spielen die Strände immer eine Hauptrolle bei den Bornholm-Urlauben. Nahezu täglich gibt es einen Spaziergang oder auch nur einen Besuch an einem der schönen Strandabschnitte. So auch dieses Mal, allerdings hatte der Strand vor unserem Waldstück bei Dueodde ganz stark abgenommen. Vermutlich durch die Winterstürme sind einige Meter Düne und auch der dahinter liegende Strand ins Meer gespült worden. wo man früher noch 20 m Düne und dann vielleicht 50m Strand hatte, endet die Düne abrupt und der Strand ist nahezu verschwunden. Bis zum Bassebovej wird das wieder etwas mehr, aber es liegen gefallene Kiefern dort, so das ein Spazierweg recht unbequem wird. Natürlich haben wir andere Stellen gefunden, die wir ja auch sonst besuchen. Sehr angenehm ist es, auf unseren Campingstühlen erst mal ein bisschen in der Sonne rumzusitzen und Kaffee zu trinken und von dort aus mit Uncas loszugehen und die Füsse zu baden. Das klappt gut, wenn man mit dem Auto in die Nähe fahren kann.







Was immer wieder sehr schön an Bornholm ist, das ist die Vielfalt der Landschaft. Die Küste ist von völlig unterschiedlicher Beschaffenheit. Wenn man sich von Dueodde gegen den Uhrzeigersinn um die Insel bewegt, endet der Sandstrand bei Bethesda und geht über in eine Schieferküste, um bei Balka wieder eine Sandbucht (beliebte Badebucht) zu bilden.


Die Schieferküste geht dann um Svaneke herum und wird zum Norden hin immer mehr vom Granit abgelöst. Granit und Gneis bilden die Hauptmasse der Insel, im Innern ist sie teilweise noch bewaldet und überwiegend von der Landwirtschaft genutzt. Die Steilküste im Westen fällt nach Süden wieder ab und bildet bereits bei Hasle wieder Sandstrände (nicht so fein wie bei Soemarken und Dueodde). Das Gebiet um Roenne ist nicht nur dicht besiedelt, sondern auch befestigt, es gibt die großen und kleinen Hafenanlagen sowie Gewerbegebiet und andere Nutzflächen. Im Süden läuft Roenne dann wieder in Buchten und Sandstrände aus, die sich über die gesamte Südküste verteilen.


MS Thor
Der Skipper hatte beim ersten Mal ja gecancelt und gesagt, wir sollen uns einen neuen Termin aussuchen. Da das Wetter in der kommenden Woche schlechter werden sollte, haben wir für den Donnerstag Mittag den zweiten Versuch gebucht und sind mit Hund nach Gudjem gefahren. Das Auto wurde am Hafen für 5€ die Stunde geparkt und wir sind zum Anleger gegangen, wo schon andere Touristen warteten. Das Wasser war hier an der Küste deutlich bewegter als unten im Süden, aber wir dachten: Na das ist dann eben so. Das Schiffchen ist ein „Oldtimer“ von überschaubarer Größe, hier ist mal ein Werbefoto von deren Webseite:

Der Matrose hat uns die Kärtchen verkauft und sagte locker: „There are some waves outside“. Wir nickten wissend und gingen an Bord, was schon die erste Schwierigkeit war, da es keine Gangway gibt, das Boot aber bereits am Steg ordentlich schwankte. Uncas habe ich draufgehoben. Ja dann los und mit Dieselduft raus aufs Meer – vor dem Hafen brechen ein paar Wellen, da ist der Skipper schnell durch und mit stetigem Hub der Dünung rollt MS Thor die Küste gen Norden zu den Klippen.




Es ging dann schon zeitweise ganz schön rauf und runter und noch bevor wir oben an den Klippen waren wurde meiner lieben Frau schlecht. Die Leute an Bord waren alle sehr freundlich und sie tat uns allen leid. Leider folgte unser lieber Hund ihrem Beispiel und kotzte den Rest vom Futter mitsamt den Käsehäppchen vom Frühstück aufs Deck. Ich habe das mit Tempos weggewischt und den Fischen gespendet, während der Matrose sich um die seekranke Frau kümmerte. Die zweite Hälfte der Fahrt zog sich so hin, habe versucht den Hund zu beruhigen, was pausenlosen Einsatz erforderte. Wir waren dann froh, wieder an Land zu sein, dem Matrosen habe ich einen Fuffi gegeben, weil er ja noch das Boot schrubben musste und mir das Ganze unangenehm war. Ich hoffe, das dem damit gerecht wurde. Der Tag war dann für uns ziemlich gelaufen. Und das nächste Boot, das wir betreten, ist die Fähre.
Roenne Havn
So weit ist es zwar noch nicht, aber wir schauen trotzdem gerne mal am Hafen der Inselhauptstadt vorbei :




“ Einfach mal ein bisschen Schiffe gucken „


Svaneke
Am östlichsten Zipfel von Bornholm liegt der schöne Ort Svaneke, der ja vor Jahren bei irgendeinem Wettbewerb zum schönste Dorf erklärt wurde. Wir schauen auch hier am Hafen vorbei und genießen ein Eis.




Gudjem und das Oluf Hoest Museum
Auch in diesem Urlaub wollen wir uns einmal an der Kunst erfreuen und besuchen das Museum, das im Wohnhaus des Künstlers eingerichtet wurde. Einige Werke des Malers, der wie Emil Nolde zu den bedeutenden Expressionisten gehört sind hier zu bewundern, andere hatten wir ja schon in Bornholms Kunstmuseum betrachtet. Die Lage des Hauses ist direkt über dem kleinen Hafenbecken von Gudjem.


Man geht eine schmale Treppe von der Straße hoch und fragt sich automatisch : „bin ich hier richtig“ – ja , es ist wirklich alles sehr schlicht und original gehalten. Die Bilder sind einfach in den Räumen an die Wände dekoriert.



Wir sind immer wieder von der Ausdruckskraft dieser Bilder beeindruckt. Die meisten sind nicht hier, sondern auf einem von Hoest vorher bewohnten Bauernhof (Bognemark) entstanden, der nicht mehr existiert. Schön, das die Originale hier so authentisch zugänglich sind. Man kann auch Ateliers besichtigen und Skizzen, Notizen des Künstlers sehen.


In einem Sommeratelier im Garten sind in diesem Jahr einige Bilder von Ole W. Hoest zu sehen. Der war der Sohn von Oluf Hoest, hat sich als Maler versucht (nicht sehr erfolgreich), ist freiwillig für die Nazis in den Krieg gezogen und als junger Kerl gefallen.
Wind und Wellen


Das war unser Bornholm-Urlaub 2024 – der nächste Aufenthalt ist gebucht und wir werden uns wieder genauso darauf freuen. Tschüß Bornholm, bis nächstes Jahr.
Buch: Eric Clapton – Mein Leben