Die „Maifeiertage“ liegen in diesem Jahr mal wieder ausgesprochen „arbeitnehmerfreundlich“. Das spart Urlaubstage für die Gattin, wenn man zu einer Frühjahrsreise aufbricht. Darum haben wir uns für zwei Wochen ein Ferienhaus auf der dänischen Insel Falster gebucht. Der Weg ist nicht so weit, die A24 bei Wittstock geradeaus, die Fährverbindung mit Scandlines führt von Rostock nach Gedser und der Fährhafen ist recht schnell erreicht.

Die Fähre heißt MV Copenhagen , diese fährt im 2-Stunden Takt abwechselnd mit ihrem Schwesterschiff MV Berlin. Es handelt sich um Hybridfähren – die Dieselmotoren laden Batterien, die den Rangierbetrieb rein elektrisch abwickeln lassen, ein Rotorsegel nutzt die Windkraft zum Senken des Kraftstoffverbrauchs. Als Passagier fällt einem sofort auf, wie ruhig die Kiste fährt. Langsam verlassen wir den Hafen vorbei an Warnemünde um dann sanft schaukelnd über die Baltische See zu gleiten.



So ist die Fahrt recht kurzweilig und kaum ist man gemütlich im Sessel an der Fensterfront eingenickt, ist die Fähre schon vor Gedser und wir werden aufs Fahrzeugdeck beordert. Übliches Procedere: Warten auf die Öffnung des Rumpfes – bei Tageslicht geht es geordnet zur Rampe. Als wir ankommen, ist die dänische Polizei erst mal wieder neugierig und macht Stichproben, das sorgt für kurzen Stopp, aber wir scheinen unverdächtig und rollen auf glattem Asphalt die E 55 (Berlin-Kopenhagen) in Richtung Norden, vorbei an Feldern und einzelnen Höfen.

Nach wenigen Kilometern bereits fahren wir rechts ab nach Gedesby, ein kleiner Ort, der (wie wir später erfahren) älter ist als Gedser und vor Jahrhunderten sogar einen Hafen für die Seeschifffahrt hatte.

Im Ort gibt es außerdem einige recht hübsche Fachwerkhäuser und die auffällige Holländermühle an der Ortseinfahrt

Die Windmühle ist bewirtschaftet , es gibt so eine Art Biergarten und einen Minigolfplatz. Für die Saison. Der örtliche Bäcker ist dabei, seine Werkstatt mit Kiosk zu renovieren. Die Wiedereröffnung Ostern 2024 hat er schon mal nicht geschafft. Das Plakat hängt aber noch. Mehr Kommerz ist nicht zu entdecken – ein sehr beschaulicher Ort. Der Weg zu unserem Domizil führt uns weiter nach Gedesby Strand, einer Sommerhaus – Siedlung in der Nähe des riesigen Sandstandes der Insel Falster. Hier werden wir die nächsten zwei Wochen wohnen, zur Erholung und um die Gegend zu entdecken.


Das Ferienhaus hat alles, was wir brauchen. Die Küche ist zentral und offen, der Wohnraum mit Esstisch, Couchecke, Kaminofen und SAT-TV schließt direkt an die gr0ße überdachte Terrasse, die wir nicht nutzen, weil es zu kalt ist. Für nachmittags haben wir uns Stühle und einen Tisch auf die große Wiese gestellt. Alles da, recht einfach aber OK. Für den Abend haben wir SAT TV und Netflix und den Grill – manchmal kommt auch Besuch im Garten, Singvögel, ein Reh oder der Fasan:


25 KM Strand
Da die Küste nur wenige 100m von unserer Unterkunft entfernt ist und wir seit Tagen Ostwind haben, hört man die Brandung bis in den Garten, das soll uns die nächste Zeit noch begleiten. Was irritierte , war ein permanentes Motorengeräusch, das sich dazu mischte. Das Rätsel war beim ersten Strandgang gelöst: Der Strand ist eine Baustelle !



Hier wird Sand vom Meeresgrund ans Ufer gepumpt, um den Strand aufzufüllen. Wahrscheinlich haben die Winterstürme zu viel vom Naturstrand abgetragen, das diese Maßnahme zur Erhaltung des Gebietes notwendig ist. Wir kennen solche Aktionen ja auch z.B. von Sylt. Es ist natürlich zunächst enttäuschend, wenn es die eigene Urlaubsregion und -zeit betrifft. Glücklicherweise haben die Leute sehr schnell gearbeitet und den Bereich , der aufgeschüttet wurde in wenigen Tagen geschafft. Die Bauerei betraf eine Länge von vielleicht 3 KM , die wir dann gemieden haben, weil es natürlich auch nach Abschluss der Buddelei aussah wie auf dem Mars, der Wind muss da erst noch richtig drüber bügeln. Wenige 100 m nach Norden war der Strand naturbelassen wie erwartet.

Der Strand an dieser Seite der Insel gilt als einer der schönsten Badestrände Dänemarks. Er erstreckt sich über mehr als 25 Km, das Wasser ist vorne sehr lange flach, daher sehr beliebt für Familien mit Kindern. Wir dürfen uns zu dieser Zeit an der Einsamkeit erfreuen und die Natur genießen. Es sind fast keine Touristen hier und nur am Wochenende kommen wenige Dänen raus, meistens um die Gärten zu richten. Sonst triffst Du hier keine Menschenseele, echt ruhig.



Der Dünengürtel hinter dem Deich ist geschützt und mit allerlei wilden Blumen durchwachsen. Die kommen natürlich erst im Sommer richtig zur Geltung, im Moment ist es noch grün mit ein wenig Ginster. Wenn die Wildrosen erst gewachsen sind , stelle ich mir das prachtvoll vor. Über die ganze Länge der Küste ist ein Deich gebaut, obenauf ein breiter Schotterweg, den sich Radfahrer und Fußgänger teilen. Hier kann man hochfahren bis Marielyst oder sogar weiter. Marielyst ist der Tourismus-Hotspot der Insel und auch der Ort mit den Einkaufmöglichkeiten wie LIDL und Netto, Baumarkt für die Gartenfreunde, Campingplatz und so weiter.



Wald
Unser Gebiet grenzt an ein Waldstück, das sich auf einem erst versumpften, dann ausgetrockneten Bodden erstreckt (Stroemmen – hier war früher der Seehafen), teilweise renaturiert wird und am Rande noch bewirtschaftet ist. So können wir zu Fuß (einmal über den Asphaltweg) ins Unterholz gehen und abseits der Siedlung bis zum Wasser laufen.


Sehr bald wird es dann wilder und wir treffen auch mal auf das eine oder andere Reh, Uncas ist ständig angespannt.



Und wenn wir dann über den Deich gehen, sind wir sogleich am Meer und unser Freund kann noch ein wenig spielen



Boto Skoven
Nördlich vom Stroemmen erstreckt sich ein Landschaftsschutzgebiet , in dem große Flächen insbesondere dem Vogelschutz gewidmet sind. Es gibt mehrere Aussichtstürme zur Beobachtung. Hier wird aber auch der Wald renaturiert und es ist eine Herde von Konik-Pferden eingesiedelt worden. Der Weg führt in Meeresnähe durch das Gebiet und wir haben die Landschaft hier sehr genossen.


Du kannst mit dem Auto am Ende des Boto-Strandvej parken, großer Parkplatz, ordentliche Toiletten (wie immer in Dänemark) und der Weg zum Strand oder in den Wald. Es brauchte einige Besuche hier, bis wir das Vergnügen hatten, die Wildpferde zu erleben.



Ganz vorsichtig sind wir heran gegangen, um die Herde nicht zu verschrecken, aber weder die Pferde noch unser Hund waren irritiert und wir sind dicht bei den Koniks auf dem Weg an ihnen vorbei. Ein schönes Erlebnis !
Gedser und die Südspitze
Der Ort Gedser, der ja ganz in der Nähe unseres Urlaubsortes liegt, hat seine Bedeutung durch den Fährhafen erlangt. Es gehört aber auch ein ordentlicher Sportboothafen dazu.

Dieser liegt auf der Westseite, da liegt es nahe, eine abendliche Fahrradtour zum Sonnenuntergang hierher zu machen

Sehr wichtig für die Stadt Gedser war die Eisenbahnverbindung Berlin – Kopenhagen (Die Fähren haben von 1903 bis 1995 Züge transportiert, auch zur DDR-Zeit – Ich erinnere mich noch daran ) – Daher wurde auf dem Bahnhofsgelände ein Eisenbahnmuseum gegründet, auch für Fans der Olsen Bande (Die Olsenbande stellt die Weichen – 1975)



Gedser ist die südlichste Stadt Dänemarks, auf der Gedser Odde befindet sich der geografische Punkt, der die südlichste Stelle Dänemarks kennzeichnet. Hier wurde auch ein Naturinformations-Zentrum errichtet, das allerdings wegen Sturmschäden stillgelegt ist.


Die Küste ist hier heftig abgebrochen:


Nicht weit vom südlichsten Punkt Dänemarks steht der Leuchtturm Gedser Fyr

Natürlich kann man auch von hier aus am Abend schöne Sonnenuntergänge mitnehmen. Von der Fähre aus hat man dabei noch den Offshore – Windpark im Vordergrund, den man hier nur ahnen kann

Nyköbing und Guldborg
Bei unseren Urlaubsaktivitäten steht zweifellos immer die Ruhe und die Natur im Vordergrund. Trotzdem schaut man auch gerne mal ein Städtchen an, um einen Eindruck vom Leben der Menschen und von der Kultur zu bekommen. Die größte Stadt ist Nyköbing, hier ist auch die Verbindung zur Nachbarinsel Lolland, die Brücke über den Guldborgsund. Von der Straße her mutet die allerdings recht unspektakulär an, man denkt, über einen kleinen Fluß zu fahren. Wir haben auch nur das Zentrum von Nyköbing besucht, um dann weiter nach Guldborg zu fahren.








Das Städtchen Guldborg gibt der Meerenge zwischen den Inseln Falster und Lolland den Namen Guldborgsund. Von hier aus kommt man mit der Fähre weiter zur Insel Mön – aber das machen wir ein anderes Mal…

Buch: Achim Reichel : Ich hab das Paradies gesehen