Meine Zeit

Eindrücke aus dem Leben nach der Erwerbsarbeit

Rügen 25 – Urlaub am Kap

Mittlerweile war es fast zu einem Ritual geworden: 7:00 Uhr losfahren um eine Stunde Reserve zu haben, Autobahn schrubben bis zur B96 nach Rügen, an Stralsund vorbei über den Rügendamm, die neue Schnellstraße bis Bergen und dann vor Sassnitz rechts ab zum Fährhafen Mukran – Einreihen in die Warteschlange nach Bornholm. Von Rügen hatten wir immer sehr wenig gesehen. Das galt es einmal zu ändern! Sollte doch so schön sein auf dieser Insel….

Über ein Ferienwohnungsportal mit eigener App hatten wir und ein schönes , komfortables Ferienhaus gebucht, um zwei Wochen im Mai auf Rügen zu verbringen. So konnten wir am Samstag in Ruhe frühstücken und sind um 11 Uhr erst losgefahren, da waren wir sonst schon an der Fähre. Die Fahrt war ruhig, die A20 kaum befahren und auch auf Rügen war kaum Verkehr. Unsere Unterkunft liegt am Kap Arkona ganz im Norden der Insel am Rande des Touristen-Dorfes Putgarten. Man glaubt es erst nicht, aber das sind auf Rügen noch etwa 90 Minuten Fahrt. Die letzten Kilometer nach Altenkirchen auf einer schmalen Allee, wie es sie auf der Insel noch so viele gibt.

Vor Putgarten gibt es einen riesigen Parkplatz für PKW, einen für Busse und einen für Wohnmobile. Das läßt eigentlich Böses ahnen… Aber wir dürfen rein, Parkplatz am Haus.

Die Gegend am Kap Arkona ist eine touristische Sammelstelle und dank der Türme eine echte Attraktion. Um so besser, das nach 16 Uhr alle Busse weg sind und in der Vorsaison kaum Urlauber im Ort selbst. Es war ruhiger, als man erwarten konnte.

Das Haus hat nicht nur eine perfekte Lage, es ist auch sehr komfortabel eingerichtet.

Hier lässt es sich doch zwei Wochen aushalten ! Basis für unsere Erkundungen.

Also erst mal einen Spaziergang in der nächsten Nähe gemacht. Wir sind hier am nördlichsten Punkt Rügens (und damit mitten in der östlichen baltischen See) auf dem Hochplateau Wittow – auch Windland genannt. Von Putgarten aus führt ein Weg zu den Leuchttürmen und einer zum Fischerdörfchen Vitt. Beide führen durch knallgelbe, duftende Rapsfelder, am Weg stehen Apfelbäume. An der Küste entlang führt der Hochuferweg mit manch spektakulärem Blick.

Der erste Spaziergang führt uns an den beiden Leuchttürmen vorbei zum Gellort und dem Siebenschneiderstein. Hier ist der geografisch nördlichste Punkt mit amtlicher Markierung. Man hat eine fantastische Aussicht.

Die Gegend hier oben ist ein geschichtsträchtiger Ort und hatte schon immer kultische und strategische Bedeutung . Es wurden Burgen gebaut und lustige Gottheiten angebetet. Es steht eine Skulptur der Gottheit „Svantevit“ am Hochuferweg nahe des Jaromarswalls. Jaromar hatte die Insel christianisiert, nachdem Waldemar der 1. mit seinen Dänen hier die Slawen umgelegt hatte. Die wiederum hatten in Germanen und Wikingern ihre Vorgänger.

Die Burg ist leider ins Meer gestürzt, vom Wall sind Reste erhalten, die aber nicht betreten werden dürfen. Im Peilturm ist heute eine Galerie und man kann Kaffee trinken.

Der Peilturm und dahinter der Jaromarswall

Die Leuchttürme von Kap Arkona sind sicher eine besondere Sehenswürdigkeit. Eines schönen Tages sind wir dann auch vor 16 Uhr hingelaufen und konnten den neueren von beiden auch besteigen, um die Aussicht zu bewundern. Der Eintrittspreis war in der Kurtaxe enthalten (immerhin). Eine(r) blieb natürlich immer mit dem Hund unten.

Wenn man von den Leuchttürmen aus den Hochuferweg entlang geht, wird anhand von Tafeln die Geschichte kurz dargestellt – so kannst Du auch unterwegs was lesen:

Ein- bis zweihundert Meter weiter hat man schon wieder einen schönen Ausblick – hinter der Bucht liegt der Ort Vitt.

Dieses „Fischerdorf“ ist wieder so ein Touristenmagnet, bietet allerdings einen unübertroffenen Blick auf die Küste unterhalb des Kap Arkona. Man sieht hier auch Leute nach Bernsteinen suchen…

Das Dorf selbst ist winzig und besteht aus wenig mehr als zwei Restaurants und einem Souvenirladen. Dicht gedrängt ein paar Häuser. Im Reiseführer wird das Dorf als Freilichtmuseum überbewertet.

Oberhalb des Örtchens steht eine schöne Kapelle, die auf Gesuch des Pfarrers Ludwig Gotthart Kosegarten um 1805 gebaut wurde, um die Gottesdienste für die Fischer zur Heringszeit nicht mehr im Freien abhalten zu müssen.

Der Innenraum der Fischerkirche ist schlicht gehalten, das Wandgemälde kam erst 1990 hinzu

Kosegarten war zu dieser Zeit Pfarrer von Altenkirchen, dem ältesten Ort auf dem Wittower Land. Später war er Professor in Greifswald, dort starb er 1818. Er wurde auf dem Friedhof in Altenkirchen begraben und die Kirche ist uns einen Besuch wert.

Das Gelände um die Kirche herum ist ein wenig „wildromantisch“

Der Friedhof erinnerte mich spontan an Antonia Bay – fehlt im Moment nur der Nebel..

Schöner Innenraum in Backsteingotik mit Orgel, Altar und Taufbecken. Hier hängt dann auch das Originalbild des Schutzheiligen.

Am Strand

Wenige Kilometer südöstlich von Altenkirchen liegt Juliusruh und der Boddenhafen Breege. Von Juliusruh bis Glowe sind es etwa 9 Km. Die Straße führt durch der Mitte einer Nehrung. Links und rechts Kiefernwald und dahinter Strand und auf der anderen Seite Boddenküste. Am Waldrand sind mehrere Parkplätze. Alle weitgehend leer, da es Anfang Mai noch nicht so viele Autotouristen gibt. Wir nehmen mal einen und gehen ein paar Schritte durch den Wald.

Siehe an, wer hätte das gedacht – Kiefern über Kiefern wie in Dueodde auf Bornholm. Wenn da nicht gleich der Strand..

Na da isser ja. Und was für einer ! Dünen und feiner Sand – Uhrenqualität! Ein 8 Kilometer langer Naturstrand mit flachem, klaren Wasser. Da freut sich der Mensch – und auch der Hund.

Die Entstehungsgeschichte des Kiefernwaldes ist mal wieder die gleiche: Die Seefahrer haben für ihre Schiffe das gute Holz gebraucht, Buchen und Eichen gefällt. Damit das Land nicht komplett vom Meer genommen wird, haben nachfolgende Generationen schnell wachsende Kiefern gepflanzt.

Am Fuße der Bucht, die „Trumper Wiek“ heißt, liegt der Ort Glowe, touristisch voll erschlossen, mit Yachthafen und Promenade, aber noch ist keine Saison

Die Strandkörbe sind noch leer

Dieser Strand wird in den zwei Wochen öfter unser Ziel. Parkplatz im Wald, wir nehmen unsere Campingstühle mit und verbringen am Nachmittag ruhige Stunden am Ostseestrand. Immer wieder schön.

Jasmund

südlich von Glowe beginnt der Jasmund, der wohl bekannteste Inselteil mit der Stubbenkammer und der Kreideküste. Wenn man in Richtung Lohme fährt, hat man u.a. einen schönen Blick über die Landschaft auf das Kap:

Um zum Königstuhl zu kommen, muss man bei Hagen parken und mit einem Bus-Shuttle zur Touristensammelstelle fahren. Das lassen wir mal, die mögen auch keine Hunde. Wir fahren weiter durch den majestätischen Buchenwald (Unesco Weltkulturerbe) zum Parkplatz kurz über Sassnitz und wandern auf den Spuren von Caspar David Friedrich.

Auf dem Weg durch die „Halle des Waldes“ stoßen wir auf ein Hünengrab, von denen es mehrere auf der Insel gibt.

Auch hier sind wir an Bornholm erinnert, die renaturierten Wälder ähneln sich stark.

Der Weg durch den Wald ist recht lang, es sind 3 Km ausgewiesen, aber die dauern. Vereinzelt trifft man Wanderer oder auch Radfahrer, dieser Waldweg ist breit und gut zu befahren. Am Unesco Welterbeforum gibt es ein Cafe´und ein WC, im Sommer fahren auch hier Busse hin. Wir sind jedoch um diese Zeit allein. Was für Ausblicke!

Die Wissower Klinken, wie sie Caspar David Friedrich gemalt hat, gibt es nicht mehr. Experten bezweifeln, ob sie je so aussahen, wie auf dem Gemälde. Natürlich sei dem Meister die künstlerische Freiheit gegönnt, zumal die Natur hier sich sowieso ständig ändert.

Hier am Hochuferweg wird man ständig gewarnt, das Abbrüche insbesondere nach Regenfällen an dieser Küste jederzeit passieren können.

Den Hochuferweg kannst Du in voller Länge abwandern, das geht natürlich nachmittags mit Hund nicht, aber wenn man den ÖPNV zur Anfahrt nutzt und morgens beginnt…. Wenn wir hier weitergegangen wären, käme die Piratenschlucht – ein Unterschlupf von Klaus Störtebeker. Wir gehen aber den Waldweg. Noch ein Blick zurück:

Die großen Bäder

Südlich von Sassnitz erstreckt sich eine riesige Bucht, die „Prorer Wiek“ benannt ist. Hier ist auch die gigantische Ferienindustrieanlage Prora, die wir aber nur von der Straße aus sehen, da wir einen Ausflug nach Binz unternehmen.

Um nicht Kilometerweit laufen zu müssen, haben wir einen Parkplatz im Zentrum des Ortes ergattert, von dem aus es zur Promenade nicht allzu weit ist. Hier ist natürlich das große Kurhaus zentral und die Seebrücke, von der man auch mit dem Schiffchen von Seebad zu Seebad fahren kann. Machen wir aber nicht.

Direkt an der Seebrücke ist natürlich die Filiale von Gosch und gleich daneben eine bekannte Eisdiele (nicht Mövenpick). Man wird hier überall gewarnt, das die Möwen hemmungslos sind und die Lebensmittel der Menschen jagen. Tatsächlich passiert es dann und die recht großen Raubvögel suchen sich ihr Opfer: Eben noch das Pistazieneis in der Waffel mit erwartungsvollem Blick in Empfang genommen, ist die Gattin (einhändig an den Hund geleint) einem blitzschnellen Angriff ausgeliefert. Die Viecher arbeiten organisiert: Eine fliegt von hinten über den Kopf den Arm an, die Eiswaffel fällt – und zwei MittäterInnen packen Waffel und Eis wie einst den Hering und fliegen unter Geschrei aus dem Tumult davon. Der Schreck bleibt und ich esse mein Eis allein mit verstörtem Gefühl. Wir hatten davon gehört, aber sowas noch nicht erlebt.

Man könnte zwischen den Seebädern nicht nur mit dem Schiffchen hin und her fahren, das ginge auch mit dem „Rasenden Roland“, der Kleinbahn, die täglich fährt, ich konnte sie an einem Schranken – Stopp schnell bei der Fahrt auf den Sensor bringen:

Den Besuch des zweiten großen Seebades Sellin haben wir an einem anderen Tag gemacht, wie man am Wetter sehen kann, es war tatsächlich einmal bewölkt und es fiel etwas Regen. Hier ist die Seebrücke anders gestaltet und der Ort ist übersichtlicher. Dafür konnten wir auch unser Eis in Ruhe essen (Sanddorn).

Bei einem Spaziergang durch den hoch gelegenen Kurpark schützten die Bäume vor dem leichten Regen und auch vor dem Seewind , dazu kann man sich dann noch von der Anlage ein wenig esoterisch beeindrucken lassen (oder einfach nur trocken bleiben). Der Ort an sich ist etwas schlichter gehalten als Binz, dafür kann man hier noch am Straßenrand parken.

Groß Zicker

Südlich von Sellin und Baabe befindet man sich auf dem Gebiet Mönchgut und damit am Südzipfel der Ostküste Rügens. Die Landschaft ist hier flacher und eher vom Bodden geprägt. Es gibt aber auch hier noch Strand an der Ostseite, durch aus einen Spaziergang wert. Wir haben uns Groß Zicker als Ziel ausgesucht, da der Ort als sehr ursprünglich beschrieben ist, mit Reetdachhäusern und altem Ambiente. Also gleich mal vorn an der Kirche geparkt.

Die kleine Kirche ist in einem sehr guten Zustand und lohnt einen Besuch in aller Stille.

Der Ort ist soweit ganz hübsch, allerdings ist das Ufer komplett in privater Hand und nicht für jedermann zugänglich.

Um zu dem kleinen Hafen zu kommen, ist der Weg zu Fuß etwas weit für den fortgeschrittenen Tag, so das für ein eventuelles Wiederkommen noch etwas zu entdecken bleibt. Es ist ja richtig, wenn man außerhalb parken muss, aber manchmal ist es doch recht beschwerlich.

Überhaupt steckt die Insel Rügen noch voll von Sehenswürdigkeiten, die einen weiteren Besuch rechtfertigen würden. Spontan würden mir Ausflüge für mindestens eine weitere Woche einfallen. Dabei natürlich immer das Cafe´ „Zur kleinen Rast“ mit der schönen Aussicht und ein Nachmittag am Strand.

Schauen wir mal, ob es uns wieder hier her zieht, die Jahreszeit war ziemlich ideal, vielleicht ist aber auch der Spätsommer/Herbst mal einen Versuch wert. Bestimmt.

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